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Saison 1946/47 | Wiener Liga | 15. Runde |
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Stadion: BAC - Platz
Wien 10. Mai 1947 17:30 Uhr Schiedsrichter: Aigner Zuschauer: 8.000 |
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Spielbericht: aus der "Sport-Schau" Nr. 19 vom 14.05.1947
Meisterschütze Stojaspal
bl. Wenn man über diese mit soviel Spannung erwartetet Auseinandersetzung berichten soll, ist es vorerst notwenig, auf einen Vorfall hinzuweisen, der sich knapp vor Spielschluss ereignet hat. Huber, zweifellos Österreichs talentiertester Angriffsführer, ist am Ball führt das Leder geschickt durch die Reihen der Brigittenauer, spielt im richtigen Augenblick zu Melchior ab und wird nachher von dem Hochstädter Spieler Kern in der rohesten Weise niedergetreben. Huber wälzt sich in Schmerzen, aber der Schiedsrichter hat nichts gesehen und lässt die wenigen Minuten bis zum Schluss weiterspielen. Nach dem Schlusspfiff gab es Ohrfeigen und Boxszenen en masse und schließlich auch Verhaftungen.
Und warum? Weil ein disziplinloser Spieler Amok läuft und der Schiedsrichter nichts gesehen hat (er war wahrscheinlich der einzige ...). Wenn man glaubt, so das Niveau des österreichischen Fußballs zu heben, irrt man. Man missverstehe uns nicht. Wir reden keiner Verweichlichung der Spielweise das Wort, wir sind nicht der Ansicht, dass Nationalspieler oder junge Talente unter Denkmalschutz stehen. Aber man darf sie auch nicht zum Freiwild von Rohlingen ihres Gegners Zielscheibe ihrer Rachegelüste sind.
Über die sportliche Seite ist nur zu sagen, dass der Sieg der Violetten nie in Frage stand. Sie spielten ausgezeichnet, wobei besonders der Angriff gut zur Geltung kam. Stojaspal schoss alle fünf Tore, eine bestimmt nicht alltägliche Leistung. Damit hat sich der vorjährige Schützenkönig wieder an die Spitze der Trefferliste gesetzt. Unermüdlich waren die Austrialäufer hinter dem Ball her, wogegen die Abwehr nur höchst selten in ihrer Ruhe gestört wurde.
Hochstädt hat nach diesem Spiel nur noch eine theoretische Chance, in der Liga zu bleiben. Es ist bezeichnend, dass ihr Senior Sesta neben Zimmermann die überragendsten Spieler waren, denen es die Brigittenauer verdanken können, dass sie nicht zweistellig abgefertigt wurden. Aus Knauer, Ambros und Bokoun könnte in einer anderen Umgebung vielleicht noch etwas werden, alle übrigen täten gut, erst einmal das kleine Einmaleins des Fußballs zu erlernen.
Hinter den Barrieren ...
Welche Motive leiten einen Spieler der sich 86 Minuten fair benommen hat und auch sonst einen guten spielerischen Leumund besitzt, und dann plötzlich ein Foul begeht, das in seiner Rohheit wohl ein Unikat darstellt? Wir meinen den Hochstädter Kern, der an dem jungen Austrianer Huber – dessen Fairness zu bekannt ist, um sie zu rühmen – eine verabscheuenswerte Derbheit beging. Kern darf sich nicht auf den Affekt berufen, denn er wurde weder angegriffen, noch geschah sein Foul in der Notwehr, noch war es ein Reflex in einer Kampfphase. Es zeigt so recht, dass der Krieg mehr Spuren hinterlassen hat, als wir meist annehmen.
Kritikus
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