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Saison 1946/47 | Wiener Liga | 6. Runde |
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Stadion: Wiener Praterstadion
Wien 29. September 1946 Schiedsrichter: Goldmann Zuschauer: 31.000 |
| 33. Minute
Fitz |
| 52. Minute
Körner II |
| 88. Minute
Körner I |
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Spielbericht: aus der "Sport-Schau" Nr. 39 vom 02.10.1946
Mit meisterlicher Überlegenheit
bl. Das Wiener Fußball-"Derby" übt nach wie vor seine Anziehungskraft aus. Wieder bevölkerten mehr als 30.000 Zuschauer die Praterkampfbahn, und nicht wenige von ihnen kamen wohl mit der stillen Hoffnung, endlich einmal Zeuge einer Niederlage der Hütteldorfer zu sein. Nun, Rapid tat ihnen nicht den Gefallen, und Austria besaß nicht die Kraft, die in ausgezeichneter Forum befindliche Elf des Weltmeisters zu schlagen. Im Gegenteil, die Träger der violetten Farben können noch froh sein, dass sie so glimpflich davongekommen, denn dem Spielverlauf nach wäre ein höherer Sieg der Hütteldorfer durchaus gerechtfertigt gewesen. Diese beschränkten sich aber diesmal darauf, ein schönes Spiel zu zeigen, und das ist ihnen auch restlos gelungen. Er war also kein erkämpfter, sondern in erster Linie ein in des Wortes wahrster Bedeutung erspielter Sieg, den die Grünweißen errangen.
Es fällt schwer aus der Siegerelf irgend einen Spieler besonders herauszuheben. Die Stärke der Mannschaft ist nach wie vor ihre Ausgeglichenheit und ihre blendende Kondition, die es ihr mühelos gestattet, das Tempo, des Spieles zu steigern, oder, wo dies nicht nötig ist, abzustoppen. Der Zusammenhang unter den einzelnen Mannschaftsstellen ist von hoher Präzision, zeitweise hat man den Eindruck, es wären weit mehr, als elf Spieler der Hütteldorfer auf dem Platz. Ist nämlich ein Rapidler überspielt, flugs ist schon ein anderer zur Stelle, der in die Bresche springt und die Angelegenheit bereinigt. Dabei geschieht dies alles mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Ruhe, dass man eigentlich das Gefühl hat, das Spiel könne gar nicht anders so, nämlich im Sinne Rapids laufen. Dabei ist es doch nichts anderes, als das Ergebnis eines harten und systematischen Trainings, das in solchen Großkämpfen seine rechen Früchte trägt.
Nun zur Austria. Noch immer stehen in der Mannschaft wirklich erstklassige Fußballer, die in zahllosen Kämpfen ihr Können unter Beweis gestellt haben. Dennoch welch ein Unterschied zwischen ihnen und den Rapidlern! Auf der einen Seite Stürmer, die wie ein Wirbelwind daherkommen und jede, wirklich jede sich ihnen nur bietende Chance mut unerbitterlicher Konsequenz ausnützen. Auf der anderen Seite Angreifer, die umständlich und zeitraubend den Ball hin und her schieben, um ihn schließlich doch zu verlieren. Wie viele reelle Torchancen hatten doch die violetten Stürmer in den ersten fünfzehn Minuten? Nicht eine einzige konnte ausgenützt werden! Dass durch ein solch unproduktives Spiel die Läufer und Verteidiger früher oder später in Mitleidenschaft gezogen werden ist klar. So war es auch nicht verwunderlich, dass Joksch und Mikolasch, die vor der Pause wirklich ausgezeichnet spielten, gegen Schluss ebenfalls immer mehr zurückfielen, von Risch, der vier Monate nicht gespielt hat, gar nicht zu reden. Zum Glück war die violette Hintermannschaft recht gut, Kopetko und Melchior II ergänzten sich ausgezeichnet. Aber das ist ein schwacher Trost für die Austria, zumal bei der Ebenbürtigkeit der Ligamannschaften jedes geschossenen und jedes erhaltene Tor von entschiedenster Bedeutung sein kann. Mit diesem Angriff wird die Austria kaum zu wesentlichen Erfolgen kommen. Dabei stehen noch einige schwere Punktespiele bevor. Es wird darum höchste Zeit, dass man sich bei den Violetten ehebaldigst zu einer radikalen Verjüngerung des Stürmerquintetts entschließt.
Rapid kann hingegen in Ruhe den kommenden Ereignissen entgegensehen. Die stärksten Gegner sind bereits überwunden, die Mannschaft ist gut in Fahrt, sie besitzt neben ihren schon aufgezeigten Qualitäten ein begreiflich hohes Maß an Selbstvertrauen, was ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Und noch eines – der Verein verfügt über so viele gute Austauschspieler, dass jede Lücke, die durch Verletzungen oder andere Ereignisse auftreten könnten, sofort geschlossen werden kann, und das ist vielleicht der entscheidende Vorsprung den Rapid vor allen anderen Ligavereinen besitzt. Es gibt der Vereinsleitung damit zugleich die Möglichkeit, einen Spieler, der nicht voll entspricht, auszutauschen. Das Damoklesschwert, das ständig über jedem einzelnen Spieler schwebt und ihn mit der Versetzung in die "Reserve" bedroht, ist mit ein Grund der Hütteldorfer Erfolge, von denen jeder mit dem restlosen Einsatz nicht nur um den Sieg seiner Farben, sondern auch zugleich um den Weiterverbleib in der "Ersten" des vielfachen Meisterklubs kämpft.
Hinter den Barrieren . . .
Es war beim Spiele Rapid – Austria. Der Schiedsrichter ordnete einen Freistoß an, womit einer der Spieler nicht einverstanden war, weshalb er verdrossen den Ball mit dem Fuße zur Seite stieß. Eine Ungezogenheit also, weshalb ihm der Schiedsrichter den "Befehl" erteile, den Ball zurückzutragen. Der sonst ein wenig ungebärdige Spieler hielt es mit der Ansicht, dass sich der Schwächere immerhin für den Klügeren halten könne, wenn er nachgäbe. Er trug den Ball artig zur anbefohlenen Stelle. Er hat also seinen Missgriff wieder gutgemacht. Aber einen größeren Missgriff hat eigentlich der Schiedsrichter begannen. Vor mehr als einem Jahrzehnt war nämlich diese öffentliche Wiedergutmachung stark in Mode. In Wien wurde sie zuerst von einem ägyptischen Schiedsrichter exekutiert. Sein Opfer war damals der raue Pepi Horeys. Das Publikum lachte und applaudierte. Die Mode verbreitete sich so rasch, dass die internationale Regelkommission sich mit dem Fall befasste und entschied, eine solche Bestrafung sei völlig unzulässig, da sie in keiner einzigen der Spielregelen eine Begründung finde. Alle zulässigen Strafen sind in den Regeln aufgezählt, aber ein solcher Vorgang findet sich nicht unter den Strafarten, man könne also einen Spieler nicht einmal zur Verantwortung ziehen, wenn er die Befolgung eines solchen Befehls verweigere. Dennoch bleibt das Wegstoßen des Balles eine Unart, die als unanständiges Benehmen zu bezeichnen ist und deshalb mit einer der zulässigen Strafen, Verwarnung oder Ausschluss, zu bestrafen ist. Der letzteren Strafe würden allerdings die meisten Spieler, das sittsame Zurückbringen des Balles vorziehen.
Kritikus
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