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Saison 1946/47 | Wiener Liga | 4. Runde |
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Stadion: Wiener Praterstadion
Wien 15. September 1946 14:30 Uhr Schiedsrichter: Neumayer Zuschauer: 30.000 |
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Spielbericht: aus der "Sport-Schau" Nr. 37 vom 18.09.1946
Die Weisheit des Alters
js. Endlich ein Sieg der Violetten! Mehr als eine Stunde lang musste man um ihn zittern und erst als die Brigittenauer mit ihren Kräften am Ende waren, vermochten die Austrianer einen glatten Sieg herauszuspielen, der im allgemeinen auch dem tatsächlichen Kräfteverhältnis entspricht. Mit einer gänzlich umgekrempelten Elf rückte diesmal die Austria an. Eine ausgesprochene Familienmannschaft, meinte ein ehrwürdiger Matchbesucher, als die Aufstellung bekanntgegeben wurde. Gleich drei Brüderpaare in einer Mannschaft kann es da an gutem Kontakt fehlen? Sollte man glauben. Bis zur Pause war Hochstädt jedenfalls die weitaus gefährlichere Mannschaft, die nur in der Ausnützung der sich ihr bietenden Torchancen gänzlich versagte. Glücklicher war die Austria, die durch ein klares Abseitstor zu einer billigen Führung kam die nach Seitenwechsel systematisch ausgebaut wurde.
Restlos konnte man auch mit der Siegerelf auch diesmal nicht zufrieden sein. Noch haften ihr große Mängel an, die sich gegen starke Gegner zweifellos nachteilig auswirken müssen. Dies trifft vor allem auf die Verteidigung zu. Melchior der Jüngere übertraf seinen Partner wohl bei weitem, dennoch fehlte auch ihm noch vieles für einen erstklassigen Abwerhspieler. Joksch ist noch immer die treibende Kraft der Deckung, und im Angriff war es überraschenderweise der alte "ewig junge" Wudi Müller, von dem alle Einfälle ausgingen. Immer wieder zeigte es sich, wie wertvoll ein Spieler für eine Mannschaft sein kann, der mit Überlegung spielt. "Wudi" ist so ein Fußballphilosoph, der mit einem blitzschnell verwertetet Gedanken mehr Erfolg erreicht, als viele seiner jungen Kameraden mit ihren Beinen. Und darauf kommt es an. Hoffentlich haben sich die diversen "Brüder" von dieser ökonomischen Spielweise ihres Trainers abgeschaut. Sie können jedenfalls alle noch etwas lernen, besonders der ältere Melchior, der wieder eine ganze Reihe wunderbarer Torchancen vergab.
Von den Unterlegenen ist zu berichten, dass sie brav und redlich bis zum Schluss kämpften, ohne das Niveau der Austria zu erreichen. Zimmermann, Gallasch und Ambrosch waren ihre herausragenden Kräfte, während die anderen über den Durchschnitt nicht hinauskamen.
Hinter den Barrieren . . .
Man hat am Sonntag auch wieder einmal Wudi Müller, den Mannschaftsbetreuer der Austria, im Angriff mitwirken gesehen. Es fehlt eben derzeit an Stürmern, und da hat Wudi wieder einmal mitgetan. Als gutem Techniker ist ihm manches gelungen und als erfahrener Taktiker hat er Melchior so beschäftigt, wie dieser schnelle Naturfußballer immer verwendet werden sollte. Das hat Müller aber doch aus der zweiten Linie her besorgt und nicht aus der eigenen Angriffsfront. Er war zumeist fast auf der gleichen Höhe mit seinen Läufern, und da wurde ein Scherzwort wieder lebendig, das seinerzeit für Wudi wegen seiner Vorliebe für die zweite Linie geprägt worden war: Beiwagenstürmer!
Kritikus
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