Der erste Weltkrieg war zu Ende und in Wien herrschte eine sehr große Fußballbegeisterung, aber es fehlte an modernen großen Stadien. In Österreich war die Reaktion auf den zunehmenden Andrang die Neuanlage, beziehungsweise der Ausbau der Sportplätze. Die Mehrheit der Zuschauer kam aus den Randbezirken der Stadt und deswegen wurden die Stadien auch in der Peripherie errichtet. Im Auftrag vom Verband der Arbeiter- und Soldaten- Sportvereine (VAS) wurde der Simmeringer Sportplatz („Simmeringer Had“) neben dem Sankt Marxer Friedhof errichtet. Das moderne Stadion bot Platz für 30.000- 35.000 Zuschauer und war Austragungsort für die Spiele des beheimateten SC Simmering und auch der österr. Nationalmannschaft. Die Sportanlage lag in einem natürlichen Kessel und gewährte aufgrund der hohen Böschungen, die die Anlage umgaben, von überall im Zuschauerraum einen perfekten Einblick. Dieses Stadion löste bei vielen Fußballinteressierten aufgrund des Sehgenusses Freude aus, doch gleichzeitig wurde damals die mangelnde Sicherheit kritisiert. Es fehlte zwischen Spielfeld und Zuschauerraum eine Art Trennung, welche die leicht erregbare Masse im Zaum halten und gewalttätige Zwischenfälle vermeiden würde. Am 26.September 1920 spielte das österreichische Team auf der Had zum ersten Mal gegen Deutschland und gewann vor 30.000 Zuschauer mit 3:2.
Die Simmeringer Had erlebte unvergessliche Fußballspiele und großartige Fußballer.
Zahlreiche Kicker wie Karl Sesta, Rudi Flögel, Ernst Dokupil, Gustl Starek, oder Anton Polster spielte unter anderem bei den Schwarz- Roten. Austriaidol Peppi Argauer war jahrelang erfolgreicher Funktionär beim 1. SSC. Aufgrund sportlicher und finanzieller Talfahrten des 1.SSC und städtebaulicher Maßnahmen verschwand die „Simmeringer Had“, die auch der Wiener Austria für einige Spiele als Heimstätte diente, von der Bildfläche. Der seit 1901 bestehenden Sportclub Simmering hat 1970 seine Heimat auf einem kleinen bescheidenen Fußballplatz an der Simmeringer Hauptstraße gefunden (zwischen U3 Simmering und dem Simmeringer Bad) und diese wird traditionsbewusst vom Fußballpublikum als „Simmeringer Had“ bezeichnet.
Quellen:
Ceox- Simmering (Hrsg.): 80 Jahre 1. Simmeringer Sport- Club. Wien 1982.
Horak, Roman und Wolfgang Maderthaner: Mehr als ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne. Wien 1997.
Marschick, Matthias: Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre. Wien 2001.
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