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Saison 1946/47 | Test- bzw. Freundschaftsspiele |
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Angouleme 00. Dezember 1946 |
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Spielbericht: aus "Wiener Sport in Bild und Wort" Nr. 1 vom 11.01.1947
"Michl" Schwarz erzählt
Der gute alte Doktor "Michl" Schwarz strahlt von einem Ohr zum anderen, wenn er von der Frankreichreise der Austria erzählt. Er ist ja in Frankreich, wie er selbst sagt, "bekannt wie´s falsche Geld". So wurden die Wiener auch überall als Freunde aus Österreich begrüßt und der "Doktor" musste nicht weniger als vier Reden in französischer Sprache schwingen, um sich für das Übermaß an Gastfreundschaft zu bedanken.
Auch in Frankreich ist: Stopper oder nicht? Die große Frage. Obwohl das Zuwarten dem romantischen Temperament gar nicht liegt, hat man sich für das defensive Spiel entschieden. Nun waren die Zeitungen mit einemmal des Lobes voll über das offensive Spiel der Wiener. "Austria rehabilitiert den österreichischen Fußball", lautet eine Schlagzeile, "Professoren gegen Schüler", eine andere und eine dritte Zeitung überschrieb den Bericht über Austria – Racing mit: "10.000 Zuschauer verfolgen die Lektion der elf Austria-Spieler". "Die Wiener nicht nur Meister des Balles, sondern auch Meister des Bodens. Es war kein Match, sondern eine Demonstartion", hieß es weiter.
Das erste Spiel gegen Racing in Paris endetet mit einem 4:1 Sieg. Auf der Tribüne saß der Präsident der FIFA Jules Rimet. Austria spielte beste Wiener Schule, ein Tor war schöner als das anderen und als Kominek mit einem prächtigen Scherenstoß den Racing-Tormann bezwang, sprang Ben Barek auf der Tribüne von seinem Sitz auf und jubelte.
Das zweite Spiel gegen Orleans endete 0:0. Es war schnell und hart und die französischen Amateure waren hinter dem Ball her wie die Windhunde hinter dem Hasen beim Hunderennen.
Dann ging es nach Angouilleme, der zweiten Heimat Doktor Schwarz! Dort hatte er gelebt, als er von Wien vertrieben wurde und nun löste er mit seinem Kommen ein altes Versprechen ein. Man schlug die Wiener mit – Gastfreundschaft und die beste Waffe der Franzosen waren ihre Aperitifs. Das Spiel ging 2:4 verloren. Es wäre nicht Austria, wenn nicht nach stolzen Erfolgen über starke Gegner einmal ein Rumpler gegen einen Außenseiter käme. Am Neujahrstag, in Toulouse, war dafür wieder alles in Hochform. Man wollte dieses Spiel gegen den schweren Gegner unbedingt gewinnen und man gewann es auch. 4:2 stand es am Ende und die Zuschauer auf den Tribünen jubelten den Wienern und glaubten, sie hätten den Auftrag, keine Goals zu schießen, sondern nur zu spielen.
Das französische Fußballprogramm weist fast gar keine Lücken auf. Jeden Sonntag geht es im die Meisterschaft dazwischen wird noch im Cup gespielt und fast zu jedem Match ist eine längere Reise nötig. Es war beim besten Willen kein Termin mehr frei und so musste die Austria wieder nach Hause. Selbstverständlich begrüßte auch Camillo Jerusalem, der jetzt gemeinsam mit Heini Hiltl bei Roubaix spielt, seine alten Freunde. Und auch Jordan war stets um die ehemaligen Landsleute. Er soll jetzt Trainer bei Racing werden, aber weiß noch nicht recht ob er sich nicht lieber ganz seiner kleinen Bar widmen wird. Und bei der Durchfahrt in Zürich war jedes Mal Walter Nausch am Bahnhof und überschüttete seine ehemaligen Vereinskameraden geradezu mit Aufmerksamkeiten. Man vergisst Wien nicht so schnell, auch wenn man im Ausland eine zweite Heimat gefunden hat.
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