Rudolf Streicher wurde bei der Generalversammlung am 27. Jänner 1997 zum Präsidenten der Wiener Austria gewählt. Er sollte durch seine ausgezeichneten Kontakte zu Politik und Wirtschaft einen zusätzlichen Hauptsponsor zur Austria bringen. Mit der Creditanstalt und Daimler Chrysler konnte er dann auch Sponsorverträge abschließen. Nach dreijähriger Tätigkeit als Präsident trat er bei der Generalversammlung am 12. Oktober 1999 nicht mehr an. Berufliche Gründe nannte er für seinen Schritt. Unter Präsident Streicher konnte auch der langerwartete Ausbau des Horr-Stadions (Neubau Südtribüne) verwirklicht werden. Streicher knüpfte auch die ersten Kontake zu Frank Stronach. Legendär dabei der gemeinsame Flug über das flutlichterleuchtete Praterstadion, wo Stronach seine "Liebe" zum Fußball entdeckt haben soll.
Rudolf Streicher begann seine beispiellose Karriere als Werkzeugmacherlehring in der Voest, wo er sich als umtriebiger Junggewerkschafter bald einen Namen machte; "nebenbei" absolvierte er eine Musikausbildung am Linzer Konservatorium und ging schließlich zum Studium an die Montan-Universität nach Leoben. Hier war Streicher im Verband sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ) tätig, und gehörte, so wie seine Freunde aus jener Zeit, Hannes Androsch und Beppo Mauhart, dem "rechten" Flügel des Verbandes an. Streicher, der von der Voest zur "Vereinigten Metallwerke Ranshofen-Berndorf AG" gewechselt war, wurde 1981 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der "Austria Metall AG"; mit dem Rückenwind einer günstigen Aluminiumkonjunktur konnte er den maroden Konzern sanieren. 1986 wurde Streicher kurzzeitig Generaldirektor von Steyr-Daimler-Puch; noch um selben Jahr holte ihn Franz Vranitzky als Bundesminister für öffentliche Wirtschaft und Verkehr in die Regierung, wo er die Privatisierung der verstaatlichten österreichischen Industrie wesentlich vorantrieb und als Verkehrsminister in mühseligen Verhandlungen mit der EU den Transitvertrag und die Öko-punkte-Regelung aushandelte.
1992 kandidierte Rudolf Streicher bei der Wahl zum Bundespräsidenten und unterlag Thomas Klestil im zweiten Wahlgang ĂĽberraschend klar. Dem RĂĽckzug aus der Politik folgte die RĂĽckkehr zu Steyr-Daimler-Puch – bis zum Verkauf des Unternehmens an Frank Stronach im Jahre 1998. Streicher, der seit 1999 als Vorstandsvorsitzender der "Ă–sterreichischen IndustrieÂholding AG" (Ă–IAG) erfolgreich tätig war, wurde 2001 ein Opfer der schwarz-blauen Wende. Neben seiner Tätigkeit als Manager und Politiker war Streicher lange Zeit auch Präsident des FuĂźballklubs Austria Wien. Gegenwärtig ist der Musikliebhaber Streicher Präsident der Wiener Symphoniker.